Im Zentrum meiner Arbeiten steht die Auseinandersetzung mit Klang als bildnerischem Material.
Andauernde Klänge haben eine bildstimulierende Wirkung. Analog zu originär
bildnerischen Werken zielen sie auf die Erregung eines Gegenbildes ab, das ganz dem Betrachter/Hörer eigen ist.
Folgt man dem Gedanken einer Zergliederbarkeit von
Musik in Klang und Rhythmus (als Anordnung von Klang in der Zeit), wird die alternative Möglichkeit deutlich, Klänge räumlich zu strukturieren und damit Eigenschaften
freizusetzen, die im Rahmen üblicher musikalischer Funktionalisierung keinen wesentlichen Wirkraum besitzen.
Ich habe bei Experimenten an einer Kirchenorgel feststellen können, daß ein Klangcharakter bzw. eine Klangfarbe nur im Rahmen einer dem Instrument gemäßen Spieltechnik
assoziativ an das Instrument gebunden bleibt. Sobald man über längere Zeit in den Klang 'eintaucht', öffnet er sich und gibt seine konstitutiven Bestandteile frei.
Eine ähnliche Wirkung hat die Bewegung; folgt man einem Klang in den Raum, kann man erkennen, daß er durch die Architektur -
wie Licht in einem Prisma - gebrochen wird, an verschiedenen Orten andere Aspekte seiner Obertöne deutlicher wahrnehmbar sind.
Da der gestaltende Umgang mit solchen Qualitäten ihre andauernde Präsenz erfordert, setze ich für meine Installationen entweder Orgelpfeifen ein oder angeregt durch das
Pyrophon, das Frédéric Kastner um 1870 entwickelte, sogenannte Singende Flammen. Das sind Gasflammen, die in Glasröhren brennen, deren Länge und Durchmesser im wesentlichen
Klangfarbe und Tonhöhe bestimmen. Bei der Wahl dieser Medien geht es mir ganz entscheidend auch um die augenfällige Analogie zwischen ihrer Gestalt und den aus ihr resultierenden Klangqualitäten.
Jede Arbeit mit Klang ist notwendig in ihren Raum eingebunden, der zunächst über seine akustischen Eigenschaften mit ihr in Beziehung steht. Bei der Realisierung einer
Installation, der Entwicklung einer Akustischen Architektur, nehme ich darüber hinaus durch die Setzung der Klangquellen und die Gestaltung der jeweiligen Medien Einfluß
auf die skulpturale Strukturierung,
das Bild des Ortes.
Andreas Oldörp